Geschichte

Der Alte Dorfkrug Staffelde:
Ein geschichtsträchtiger Ort

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Jahre

So alt wird der Alte Dorfkrug Staffelde in diesem Jahr!
Erkunden Sie hier die historischen Wurzeln der ehemaligen Postkutschen-Relaisstation.

Das märkische Dorf Staffelde ist ein Ortsteil der Stadt Kremmen. Bereits im Jahr 1450 fand es in einem „Schoßregister“ (Register zu Abgabenpflichten) Erwähnung. Als Besitzer des Dorfes und Rittergutes wird dort die Familie von Bredow genannt.

Staffelde ist mit dem kurfürstlich-brandenburgischen Postbetrieb verbunden, der durch den Erlass der Botenordnung im Jahr 1550 seine erste feste Struktur erhielt. Die Verordnung regelte den Verlauf der Botenstrecken und verpflichtete die Boten zur Dokumentation der Botenwechsel und der Postübergabe. Dies erleichterte dem Kurfürsten den zuverlässigen Informationsaustausch mit Einrichtungen in entfernteren Gebieten. Obwohl die Boten offiziell nur die Post des Hofes und der Behörden weiterleiten sollten, übermittelten sie zunehmend auch die Privatpost der Bürger.

Nach dem Dreißigjährigen Krieg wurde eine Vielzahl neuer Postverbindungen eingerichtet. Das preußische Postwesen wehrte sich zunehmend gegen die Postverwaltung der kaiserlichen Reichspost. So wurde 1649 mit der Einrichtung der brandenburgisch-preußischen Landespost ein Verbot von Reichspostlinien auf kurfürstlichem Territorium erlassen.

Etwa 1670 wurden die bestehenden Reitpostlinien um Fahrpostlinien ergänzt, die auch eine Beförderung von Passagieren, Paketen und Geldsendungen ermöglichten. Von 1694 bis 1712 konnte das Postwesen so seinen Gewinn verdoppeln und damit erheblich zum preußischen Staatshaushalt beitragen.

Allerdings gestaltete sich der Reise- und Geschäftsverkehr durch die Mark aufgrund des schlechten Zustands der meist sandigen Wege und Brücken sowie der mangelhaften Bewirtung in den Krügen und Wirtshäusern sehr beschwerlich. Daher erließ Kurfürst Friedrich III. – im Berliner Volksmund der „Schiefe Fritz“ und ab 1701 erster „König in Preußen“ – im Jahr 1697 den Beschluss, die „Alte Hamburger Poststraße“, die durch den Krämer Wald führte, zu verbessern und auszubauen. Er ordnete an, dass „alle zwei bis drei Meilen (etwa alle 14 bis 21 km) Krüge und Wirtshäuser mit

  • zwei sauberen und räumlichen Stuben, ohne des Wirtes seine, nämlich eine für vornehme, die andere für gemeine Leute,
  • einem Pferdestall für 12 bis 18 Pferde, reinem Stroh und Futter,
  • nach der Zeit gewöhnlichen Speisen und reinlich zugerichtet, einem guten Keller und Getränken

in Bereitschaft gehalten werden sollen“.

 

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Die historischen Wurzeln des Alten Dorfkrugs Staffelde beruhen auf der „Alten Hamburger Poststraße“.
Hier zu sehen: Teilabschnitt der „Alten Hamburger Poststraße“, K. Lotter, 1758.

Im Erlass Friedrichs III. finden sich die historischen Wurzeln des 1701 erbauten „Alten Dorfkrugs Staffelde“, einer Relaisstation (Pferdewechselstation) oder – wie man früher sagte – einer „Posthalterey“ der Preußischen Post. Das Haus wurde in der damals typischen Bauweise als Fachwerkhaus aus von Hand behauenen Eichenbalken erbaut. Mit hoher Wahrscheinlichkeit handelte es sich ursprünglich um ein „Rauchhaus“, bei dem der Rauch aus der Schwarzküche durch das mit Stroh gedeckte Dach entwich. Die am Hausgiebel befindliche „Vorlaube“ ist eine architektonische Besonderheit mit unterschiedlichen Funktionen: Einerseits ermöglichte diese Giebellaube es, durch ein Dach geschützt Pferde zu beschlagen, Reparaturen an den Kutschen vorzunehmen oder das Haupthaus trockenen Fußes zu betreten. Andererseits verhinderte sie im Fall eines Dachbrandes, dass herunterfallendes Stroh den Weg ins Freie versperrte.

Im Haupthaus konnten sich die Reisenden ausruhen sowie Speisen und Getränke zu sich nehmen. Hier wurden anfangs auch die Pferde untergestellt und gefüttert, weil sie (auch) zur damaligen Zeit einen großen Wert darstellten und so vor unberechtigtem Zugriff geschützt waren. In späteren Zeiten baute man dann ein separat stehendes Stallgebäude sowie eine Scheune auf den Wirtschaftshof, da die Gasträume im Haus für die Bewirtung und Unterbringung der Gäste benötigt wurden.

Der Alte Dorfkrug war aber nicht nur ein Ort, an dem sich die Reisenden ausruhten und die Pferde gefüttert oder getauscht wurden. Hier kamen auch die Männer des Ortes zusammen, um Neuigkeiten auszutauschen und von den Reisenden etwas von der großen Welt zu erfahren.


Der Alte Dorfkrug Staffelde diente als Postkutschen-Relaisstation der Königlich-Preußischen Post.

Mit der Entwicklung der Eisenbahn für den Personenverkehr im Jahre 1825 sowie deren Verbreitung und Weiterentwicklung in den folgenden Jahren entstanden auch in Deutschland die ersten Eisenbahnverbindungen. Diese neue Form der Personen- und Güterbeförderung verdrängte zunehmend das Postkutschenwesen, sodass die Poststraßen an Bedeutung verloren. Und so wurde aus der Staffelder Relaisstation ein Dorfkrug, in dem man stets mit rustikalen Gerichten bewirtet wurde…

Im Jahr 1868 wurde ein Saal an die Gaststätte angebaut, um ausreichend Platz für kulturelle Veranstaltungen zur Verfügung zu haben. Der ständig wachsende Nahtourismus ins „Berliner Umland“ führte schließlich dazu, dass die Bühne im Saal des Alten Dorfkrugs bis 1913 nochmals erweitert und der Schmuckgiebel angebaut wurde. So stellte der Alte Dorfkrug nicht nur eine Gaststätte und Herberge dar, sondern er diente den Staffeldern und ihren Gästen auch als ein zentraler Veranstaltungsort.

 

Als die Poststraßen an Bedeutung verloren, wurde aus dem Alten Dorfkrug Staffelde ein Gasthof und Veranstaltungsort.

Zu DDR-Zeiten wurde der Giebel des Alten Dorfkruges von den damaligen Inhabern mit großem Aufwand restauriert. Dabei wurden die Fachwerk-Außenmauern des restlichen Gebäudes aber durch ein Schwerbeton-Mauerwerk ersetzt.

Die lange Tradition, im Saal Feste zu feiern und Tanzveranstaltungen durchzuführen, wurde fortgesetzt. Das Haus hat viele private Feiern – Taufen, Konfirmationen und Jugendweihen, Hochzeiten, Jubiläen – gesehen. Auch das in Staffelde regelmäßig öffentlich gefeierte Pfingstfest wurde traditionell mit einem Tanz im Alten Dorfkrug beendet. Darüber hinaus gab es Feste zum 1. Mai, Jugendtanzveranstaltungen, Frauentagsfeiern, Silvesterfeiern und vieles mehr. Der Alte Dorfkrug war stets ein Ort, an dem man sich traf und Neues erfuhr, wo man tanzte und sich amüsierte.

Nach 1989 führten die Wirtsleute Marzoch den Alten Dorfkrug zunächst weiter. Ab 2004 stand das traditionsreiche Haus jedoch leer und war zusehends dem Verfall preisgegeben.

Im Jahr 2008 erwarb das Institut für Prävention und Verkehrssicherheit GmbH (IPV GmbH) den Alten Dorfkrug Staffelde mit dem Vorhaben, das Gebäude und den Vierseitenhof zu sanieren. Dazu war ein umfangreicher Rück-und Umbau erforderlich. In vier Jahren konnte das Gesamtensemble durch intensives Bemühen und mit viel Liebe zum Detail als bedeutsames Baudenkmal wiederhergestellt werden. So wurden das Haupthaus, der Saal und die Stallungen unter größtmöglicher Beibehaltung der vorhandenen Bauteile bzw. Wiederherstellung der historischen Gebäudeansichten saniert und umgebaut; die Scheune und das Torhaus wurden wiedererrichtet. Dazu hat auch das Forschungs- und Innovationszentrum Mensch-Technik-Straßenverkehr GmbH (FIZ-MTS GmbH) beigetragen. Inzwischen haben sich die beiden wissenschaftlichen Einrichtungen an diesem Standort angesiedelt.

 

     

Nach der Jahrtausendwende wurde der denkmalgeschützte Alte Dorfkrug Staffelde aufwendig  saniert.